27.06.2012
Besuch der Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau
Kurzbericht der Hochschulleitung über den Besuch der Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau durch Mitglieder der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie des Rauhen Hauses.
Zehn Mitglieder der Evangelischen Hochschule besuchten am 22.6.2012 die Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau und kamen damit einer Einladung nach, die im Zuge der Auseinandersetzungen um die in der Hochschulschriftenreihe erfolgte Publikation eines Textes von Eberhard Mannschatz ausgesprochen worden war. Zu dieser Besuchergruppe gehörten neben Rektor und Prorektor noch drei Professoren, ein emeritierter Professor sowie 4 Studierende. Das Programm des Besuches bestand in einer Führung durch die Ausstellung, zwei Impulsreferaten durch Fachwissenschaftler sowie einer anschließenden Aussprache mit Mitgliedern der Gedenkstätte, ehemaligen Insassen des Jugendwerkhofs sowie geladenen Gästen.
Wir sind der Einladung zu einem Besuch der Gedenkstätte sehr gerne nachgekommen, um diesen dunklen Teil deutscher Sozialpädagogik genauer zu verstehen. Die Ausstellung hat alle Mitglieder unserer Besuchergruppe stark beeindruckt und berührt. Sie sensibilisiert uns für das Leid der Opfer und ihr berechtigtes Interesse an historischer Klarheit und Anerkennung. Zudem stärkt sie uns in dem Bestreben, als Teil der wissenschaftlichen Sozialen Arbeit und Diakonie an gesellschaftlichen Bedingungen zu arbeiten, die soziale Ausgrenzung, Entrechtung und Entwürdigung überwinden, mindern und verhindern.
Darüber hinaus wollten wir diesen Besuch nutzen, um im persönlichen Gespräch dem entstandenen Missverständnis entgegen zu treten, die Evangelische Hochschule stünde für etwas anderes als eine freiheitliche, an christlichen Werten orientierte Sozialpädagogik, gesellschaftliche Integration und soziale Gerechtigkeit. Wir haben uns darum bemüht, deutlich zu machen, dass wir auf der Seite der Menschen stehen, die in Torgau und anderswo Opfer repressiver Pädagogik geworden sind und dass wir ihre Forderungen nach Aufklärung und auch nach Entschädigung unterstützen. Es ist unserer Meinung nach ein Fehler gewesen, den Text von Eberhard Mannschatz in einem Buch der Schriftenreihe unserer Hochschule unkommentiert zu veröffentlichen. Dieser Fehler zeigt sich gerade darin, dass dieses Maß an Missverständnissen entstehen konnte. Es ist nie die Absicht der Evangelischen Hochschule gewesen, der Stimme von Eberhard Mannschatz eine Deutungshoheit über die Geschichte der DDR-Jugendhilfe zu geben.
Geplant sind nun verschiedene Projekte, die alle in Kooperation mit der Gedenkstätte bzw. mit in Torgau anwesenden Experten realisiert werden sollen. Verabredet wurde, die Wanderausstellung der Gedenkstätte Torgau nach Hamburg zu holen und in unserer Hochschule zu zeigen. Zudem ist für den November eine Fachtagung geplant, die das Ziel hat, den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand zu präsentieren und zu diskutieren. Zudem wollen wir, darauf aufbauend, einen Sammelband publizieren, den die Hochschulleitung gemeinsam mit Prof. Dr. Johannes Richter herausgeben wird. In dessen Zentrum sollen wissenschaftliche Ergebnisse zur Realität der DDR-Pädagogik stehen, aber auch vergleichende Analysen, Fragen der Rezeptionsgeschichte und der Konsequenzen für die Beurteilung gegenwärtiger repressiver pädagogischer Konzepte.
Wir freuen uns sehr darüber, dass wir in Torgau nicht nur auf Kritik gestoßen sind, sondern zugleich auch Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner für unsere weitere Arbeit gefunden haben.
Andreas Theurich (Rektor)
Matthias Nauerth (Prorektor)
22.06.2012
Mitteilung Evangelischer Pressedienst Nord
Gedenkstätte Torgau vereinbart Zusammenarbeit mit Hamburger Hochschule (PDF 58 KB)